Palmarum (Erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem)

Als Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt.

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.

Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.

Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.

Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.

Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

 

Liebe Gemeinde, liebe Mitmenschen,

in der Tat, was hätte man mit dem Geld für dieses teure Öl Gutes tun können! Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn wir uns vor Augen führen, dass damals, soweit wir wissen, fast 90 Prozent der Menschen nach unserem heutigen Maßstab in Armut lebten. Die Bibel erzählt dazu auch einige Geschichten von Tagelöhnern, Bettlern oder dauerhaft Kranken. Sie waren auf die Fürsorge ihrer Mitmenschen und das damalige Sozialsystem angewiesen. Auch da erfahren wir aus der Bibel, dass dies zu der Zeit schon ganz ordentlich ausgebaut war. Aber angesichts von Besatzung und vermutlich auch Bestechung, nahm die Zahl der bettelarmen Menschen ständig zu. Damit bestätigt sich der Satz aus dem 5. Mose 15,11: Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande. 

Jesus zitiert diesen Satz fast wortwörtlich. Und dennoch:

Statt Kritik an dem Verschwenden des teuren Öls, Lob für diese Frau.

Dabei kommt etwas zum Ausdruck, das wir aus dem Gebot zum Sabbat aus den 10 Geboten kennen. In ihm geht es darum, nicht aus allen und allem das letzte herausholen zu wollen. Dazu neigen viele Menschen ja. Immer und immer mehr zu nehmen von dem, was möglich ist. Da geht doch noch was, ist dann zu hören. Diesem Drang nach immer mehr fällt diese Geschichte ins Wort. Sie zeigt uns, dass es mehr gibt als mehr haben wollen. Sie erinnert uns, dass Leben ist mehr ist als mehr wollen. 

So steht das Öl auch für die schönen, manchmal luxuriösen Dinge und Momente im Leben. 

Erfreuen wir uns also an schönen Kleidern, gutem Duft, ansprechenden Bildern oder Musik, die unserer Seele guttut. Genießen wir diese Momente im Leben. 

Es werden auch wieder andere Zeiten und Tage kommen. Der Fortgang des Lebens Jesu hat das ja deutlich gezeigt. Aber hier, in dem Moment, als der Duft des Öls, das die Frau über Jesus ausgegossen hatte, da war all das an die Seite gerückt, eine wertvolle Atempause in den Wirren des Lebens. Lernen wir von Jesus auch an der Stelle. Lernen wir von ihm, wie kostbar solche Momente im Leben sein können. Da sie einmalig und unwiederbringlich sind, gibt es davon auch kein immer mehr. Und womöglich entwickelt sich aus diesem Moment die Freiheit, künftig nicht mehr alles aus allem und allen herausholen zu wollen. 

Amen

Hosianna, so riefen die Leute. 

Rette uns, Gott, so rufen auch wir. Sieh die Not in unserer zerstrittenen, unserer heillosen Welt 

und schenke uns deinen Frieden.

Lass uns nicht am Weg stehen bleiben, sondern Schritte wagen auf deinen Frieden hin. 

Jene, die glauben, gerechter Friede lasse sich erzwingen, Gerechtigkeit mit Gewalt durchsetzen, 

lass begreifen: Macht und Gewalt lösen keine Probleme, wir brauchen deinen Geist. 

Menschen, die am Rande stehen und Hosianna rufen, bewege dazu, sich auf den Weg zu machen 

zu deinem Reich, Hand anzulegen, wo sie gebraucht werden für deinen Frieden. 

Lass uns unterstützen und mittragen den Einsatz für eine gerechte Welt und denen beistehen, die müde werden auf diesem Weg. 

Gott, du hast Jesus auch in den dunklen Stunden seines Lebens nicht verlassen.  

Sei uns nahe wie du ihm warst. Amen

Wenn Sie möchten, können Sie jetzt ein Vaterunser beten.