Sonntag Laetare (Freut euch mit Jerusalem)
Jesaja 66,10-14:
Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.
Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.
Denn so spricht der Herr: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen.
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.
Liebe Gemeinde,
wer je gesehen oder erlebt hat, wie ein Säugling gierig, fast verzweifelt, die Brust der Mutter sucht, um Hunger und Durst zu stillen, kann sich in diesen Bibeltext gut hineindenken. Hilflos und wie ausgedörrt kommt einem ein solches Baby vor.
Ähnlich erging es denen, für diese Sätze im Buch Jesaja gesagt und aufgeschrieben wurden. Ausgehungert kamen sich die Menschen des Volkes Israel vor, niedergedrückt von den persischen Besatzern, ausgezehrt und niedergeschlagen. Keine guten Zeiten also.
Und dann diese Ansage: Jerusalem, das am Boden liegt, wird zur Mutter, die ihre Kinder im Überfluss ernährt. Was vorher öde und welk war, blüht auf wird grün und strotzt vor Leben und Kraft.
Ist das zu glauben?
Die Menschen damals haben das getan. Diese Ansage hat sie ermutigt, durchzuhalten und weiterzuarbeiten für ein besseres morgen. Der weitere Verlauf hat gezeigt, das hat sich gelohnt. Es wurde besser.
Wir sind eingeladen, uns mit drüber zu freuen. Uns zu freuen darüber, dass es Jerusalem besser ging und Gott Wort gehalten hat.
Wir hören und lesen diese Sätze in einer Zeit, die geprägt ist vom Corona-Virus. Es schränkt unseren Alltag ein, zwingt zum Umdenken und fordert uns heraus. Das macht unsicher und manche verfallen in Angst oder gar Panik. Diese beiden möchten unseren Blick feststellen, fixieren auf das, was ist. Der Text aus dem Buch Jesaja möchte unseren Blick weiten, ihn öffnen dafür, dass Gott uns Menschen mehr als eine Möglichkeit bietet und deshalb unser Vertrauen stärken, dass das, was ist, nicht alles ist.
Damit sind wir dem, was ist, nicht hilflos ausgeliefert und die Zukunft bleibt offen. Eins will uns dieser Text zeigen: wie auch immer die Zukunft aussehen mag, Gott wird da sein. Wenn das kein Grund zur Freude ist. Freuen wir uns also mit Jerusalem und gehen zuversichtlich und von Gott gestärkt in die kommenden Tage. Amen
Du, Gott, bist den Leidenden nah.
In Jesus Christus bist du den Weg des Leidens zu Ende gegangen durch den Tod hindurch zum Leben.
Wir fürchten um unser Leben,
wenn wir hören und sehen,
was Menschen aushalten müssen, was ihnen zugemutet wird.
Wir erschrecken dann
und hoffen, dass es uns nicht trifft. Wir bitten dich für uns:
Lass uns glauben, dass du bei uns bist und bleibst, wenn die Schatten auf uns fallen,
wenn wir Angst haben, uns Schmerzen quälen, wenn wir nicht zurecht kommen mit uns.
Wir beten für die Verbitterten,
die zuviel durchgemacht haben,
deren Glaube darüber zerbrochen ist:
Gib ihnen Menschen,
durch die sie deine Liebe neu erfahren können.
Wir bitten für die Menschen,
denen ihr Leben sinnlos erscheint,
die es wegwerfen möchten:
Wir beten für die Opfer
von Terror, Krieg und Völkerhass.
Wir bitten für die Menschen,
die den Tod auf sich zukommen sehen:
Lass ihre Hoffnung wachsen
und stärke sie
mit Kraft aus deiner Ewigkeit.
Du, Gott, bist den Leidenden nah.
So bitten wir dich für uns und deine Welt:
Wenn wir nicht wissen,
warum dieses Unglück, diese Krankheit, dieses Sterben, dann lass nicht diese Fragen uns von dir trennen.
Lass uns darauf vertrauen:
Du bist und bleibst bei uns.
Deine Liebe überwindet alles Dunkel.
Durch den Tod hindurch führst du uns zum Leben. Amen.